Märkische Oderzeitung 30.1.2017

Chancengleichheit, Schutz und Fürsorge für alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem familiären Umfeld, ist die große Aufgabe, die sich der Deutsche Kinderschutzbund stellt. Seit einigen Jahren gibt es auch in der Uckermark eine Ortsgruppe, die oft leise aber engagiert für Kinder und Familien da ist.

Dass Kindern mit körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen trotzdem ein normaler Schulbesuch und Teilhabe an Freizeitangeboten möglich ist, gehört zu einem der wichtigsten Anliegen des Kinderschutzbundes. Der Verein war einer der ersten Träger in der Region, der solchen Kindern Schulbegleiter an die Seite stellten. Das sind persönliche Betreuer, die die Kinder im Unterricht und auch bei außerschulischen Veranstaltungen begleiten, individuelle Hilfestellung geben, damit sie den Schulalltag trotz Handicap bewältigen.

Zwar steht behinderten Kindern so eine Schulbegleitung nach den Buchstaben des Sozialgesetzbuches zu, doch wissen manche betroffenen Eltern gar nicht, welche Rechte und Möglichkeiten zur Förderung ihres Kindes sie haben und wo sie sich im Dschungel der Zuständigkeiten der Ämter hinwenden sollen. Hier springt der Kinderschutzbund in die Lücke und will für Familien ohne bürokratische Hürden erste Anlaufstelle sein bei allen Fragen rund um Erziehung, Betreuung, Förderung und Schutz der Kinder.

25 Mitglieder aus verschiedenen Berufsgruppen hat der Kinderschutzbund aktuell, darunter beispielsweise Lehrer, Sozialpädagogen, Juristen, Angestellte, Ärzte. Bis auf eine Bürokraft, die stundenweise im Verein angestellt ist, und sich um Abrechnungen und Projektanträge kümmert, arbeiten Vorstand und Mitglieder ehrenamtlich und unentgeltlich.

Im Sommer bezog der Verein neue Büroräume in Angermünde am Ring 30, hat dort auch einen größeren Veranstaltungsraum und sitzt nun unter dem Dach des Familientherapiezentrums Angermünde, in das auch das Netzwerk Gesunde Kinder im Februar einzieht und mit Angeboten für Familien, wie Krabbelgruppe, Mütter-Café, Spielnachmitttagen oder Familienbildungskursen in Angermünde wieder Fuß fasst. Am 2. Februar um 10 Uhr ist Eröffnung.

Die unmittelbare Nachbarschaft zwischen Kinderschutzbund und Netzwerk Gesunde Kinder ist Programm. Auch das Netzwerk Frühe Hilfen im Landkreis Uckermark ist da mit im Boot. Es gehe darum, dass sich Partner, die sich auf verschiedene Weise um Familien und Kinder kümmern, ihre Kompetenzen und Möglichkeiten bündeln, zusammenarbeiten und sich ergänzen, erklärt Anja Pfeifer, Vorsitzende der Ortsgruppe Uckermark des Kinderschutzbundes. Der noch kleine Verein sieht sich vorrangig als Koordinator, um Familien und Partner zusammenzubringen und zu beraten.

Doch auch eine Reihe eigener Projekte wurde ins Leben gerufen. Das größte im vergangenen Jahr war ein Projekt zur Gewaltprävention und zum Kinderschutz mit dem Potsdamer Polizeitrainer Steffen Meltzer. Er führte in Schulen und in einer Kita in Angermünde und Schwedt Workshops mit praktischen Übungen und Anleitungen für Kinder durch, die sie fit machen sollen, sich gegen verschiedene Formen von Gewalt zu behaupten. Auch ein öffentlicher Vortragsabend im Angermünder Rathaus gehörte dazu.Gefördert wurde das Projekt aus Mitteln der Kinder- und Jugendförderung der Städtischen Werke Angermünde und den Sponsoren WDU, Euba Logistik und der Druckerei Nauendorf.

Weitergeführt wurde im vergangenen Jahr das Theaterprojekt Fatum für Kinder und Jugendliche. Dafür hatte der Kinderschutzbund den Theaterprofi Oliver Hohlfeld gewonnen und sogar eine große neue Bühne im Jugendkulturzentrum Braue gebaut, das für das Projekt genutzt werden kann.

In Kooperation mit vielen Partnern im Netzwerk wurde im Januar nach dem Schwedter Vorbild zum ersten Mal in Angermünde ein Kinderneujahrsempfang ausgerichtet. In diesem Jahr plant der Kinderschutzbund als neues Projekt eine Fotowerkstatt für Kinder, die Menschen verschiedener Generationen und ihre Geschichte ins Bild setzt.

Beim weltweiten Tanzprotest One Billion Rising gegen Gewalt an Frauen und Kindern am 14. Februar auf dem Angermünder Marktplatz wird der Kinderschutzbund ebenso präsent sein wie zum internationalen Tag der Familie vom 15. bis 20. Mai mit Veranstaltungen in Schwedt und Prenzlau. Und erstmals will der Verein auch eigene Mannschaften zum Angermünder Firmenlauf ins Rennen schicken, eventuell auch einen Rolli- und Kinderwagenparcours organisieren.

Ziel ist es dabei auch immer, die Arbeit und das Anliegen des Kinderschutzbundes stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, sich weiter zu vernetzen und neue Mitstreiter und Unterstützer zu begeistern. Dafür will der Kinderschutzbund Uckermark in diesem Jahr auch seine Homepage aktualisieren und neu gestalten. Größter Wunsch der Aktiven im Kinderschutzbund und der Netzwerkpartner wäre ein Haus der Familie in Angermünde.

Artikel in der Märkischen Oderzeitung am 30. Januar 2017